Wird der Mindestlohn in Deutschland 2023 erneut erhöht?

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In diesem Artikel beleuchten wir, wer von der Erhöhung des Mindestlohns profitiert, für wen der Mindestlohn nicht gilt und wie hoch er 2023 ist.

Mindestlohn

Seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland vor Lohnausbeutung durch Arbeitgeber geschützt. Der Mindestlohn stellt die unterste Lohngrenze dar, die Arbeitgeber ihren Beschäftigten pro Stunde zahlen müssen. In diesem Artikel beleuchten wir, wer von der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde im Oktober 2022 besonders profitiert und welche Auswirkungen die Änderungen auf die deutsche Arbeitslandschaft haben.

Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter Mindestlohn?

Der Mindestlohn ist der unterste Lohn, den Arbeitgeber ihren Beschäftigten pro Stunde zahlen dürfen. Er soll sicherstellen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen gerechten Lohn für ihre Arbeit erhalten und vor Lohnausbeutung durch Arbeitgeber geschützt werden. Der gesetzliche Mindestlohn gilt in allen Branchen und für alle Beschäftigungsverhältnisse.

Mindestlohngesetz – Warum wurde der gesetzliche Mindestlohn eingeführt?

Der Mindestlohn wurde in Deutschland eingeführt, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen angemessenen Lohn für ihre Arbeit zu gewährleisten und Lohndumping zu verhindern. Zuvor gab es keine allgemeine Lohnuntergrenze, was dazu führte, dass viele Beschäftigte in Deutschland trotz Vollzeitarbeit von ihrem Lohn nicht leben konnten. Die Einführung des Mindestlohns soll diesem Missstand entgegenwirken.

Wer profitiert besonders von der Erhöhung des Mindestlohns?

Besonders Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die bislang weniger als 12 Euro pro Stunde verdienten, profitieren von der Erhöhung des Mindestlohns. Beschäftigte in Mini- und Teilzeitjobs sowie Neueinsteiger werden neben vielen Ostdeutschen und Frauen von der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns besonders profitieren. Aber auch Beschäftigte in Branchen wie dem Einzelhandel, der Gastronomie oder dem Reinigungsgewerbe profitieren von der Erhöhung. Insgesamt betrifft es rund 22 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse. Wenn jemand Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, würde ihr oder sein Bruttogehalt von heute etwa 1.700 Euro auf rund 2.100 Euro pro Monat steigen.

Wer bekommt den gesetzlichen Mindestlohn?

Der gesetzliche Mindestlohn gilt nahezu für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland. Lediglich für bestimmte Personengruppen wie Auszubildende, Langzeitarbeitslose oder Praktikantinnen und Praktikanten muss diese Untergrenze nicht gelten.

Vor dem 31. Dezember 2017 durften Branchenmindestlöhne gemäß dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz und dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz in einer gestuften Übergangsphase noch unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns von 8,84 Euro pro Stunde liegen. Seit dem 1. Januar 2018 gilt jedoch der allgemeine gesetzliche Mindestlohn, der von der Mindestlohnkommission festgesetzt wurde.

Gibt es 2023 noch Ausnahmen vom gesetzlichen Mindestlohn?

Im Oktober 2022 wurde der allgemeine Mindestlohn auf 12 Euro pro Stunde erhöht. Gleichzeitig werden auch die Ausnahmen vom gesetzlichen Mindestlohn reduziert. So wird die Ausnahme für Langzeitarbeitslose aufgehoben und auch Jugendliche unter 18 Jahren mit abgeschlossener Ausbildung haben ab 2023 Anspruch auf den Mindestlohn. Für Saisonarbeiter und bestimmte Branchen wie das Bauhauptgewerbe gelten jedoch weiterhin Ausnahmen.


Lohnerhöhung – Wie hat sich der Mindestlohn entwickelt?

Seit seiner Einführung im Jahr 2015 hat sich der Mindestlohn in Deutschland mehrfach erhöht. Zum 1. Januar 2023 wird er auf 12 Euro pro Stunde angehoben. Die Mindestlohnerhöhung erfolgt durch die Bundesregierung auf Empfehlung der Mindestlohnkommission, die sich aus Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammensetzt und alle zwei Jahre über eine mögliche Anpassung des Mindestlohns entscheidet. Der Mindestlohn wurde seit seiner Einführung im Jahr 2015 schrittweise von anfänglich 8,50 Euro pro Stunde auf zuletzt im Oktober 2022 auf 12 Euro angehoben.

Wann wird der gesetzliche Mindestlohn das nächste Mal erhöht?

Die Mindestlohnkommission wird erstmalig bis zum 30. Juni 2023 über weitere Erhöhungen des Mindestlohns entscheiden, die dann ab dem 1. Januar 2024 in Kraft treten werden. Es wird keine weitere Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns geben, die noch im Jahr 2023 gültig ist.

Erhöhung des Mindestlohns auf 14,13 Euro pro Stunde?

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert eine weitere Erhöhung zum nächsten Jahreswechsel auf 14,13 Euro.

 Die Vorsitzenden des Verbandes begründen ihre Forderung mit der hohen Inflation, die insbesondere Menschen mit geringerem Einkommen schwer trifft. Michaela Engelmayr, die SOVD-Vorstandsvorsitzende, plädiert dafür, dass die Inflation stärker ausgeglichen werden muss. In diesem Zusammenhang fordert sie eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 14,13 Euro pro Stunde.

Die Forderung des Verbandes stößt auf Zustimmung bei verschiedenen Experten. Marcel Fratscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, betont, dass es insbesondere bei Menschen mit geringerem Einkommen zu Entlastungen kommen müsse. Eine Möglichkeit hierzu sei eine gezielte Senkung der Mehrwertsteuer. Allerdings plädiert er auch dafür, über eine weitere Anhebung des Mindestlohns nachzudenken, um den negativen Auswirkungen der Inflation entgegenzuwirken.

Hier erfahren Sie alles über die Konjunktur der deutschen Wirtschaft.

Häufig gestellte Fragen

Sind unbezahlte Praktika erlaubt?

Grundsätzlich sind unbezahlte Praktika erlaubt, sofern sie bestimmten Kriterien entsprechen. Es gibt jedoch einige Ausnahmen und Einschränkungen, die zu beachten sind. In der Regel müssen Praktikanten während ihres Praktikums einen Lern- und Erfahrungsprozess durchlaufen und dürfen keine regulären Arbeitsaufgaben übernehmen. Zudem müssen sie von einem Ausbilder betreut werden und das Praktikum darf nicht länger als drei Monate dauern. 

Wann steigt 450 Euro Grenze?

Ab dem 1. Oktober 2022 wird die maximale monatliche Verdienstgrenze für Minijobs auf 520 Euro angehoben. Die Verdienstgrenze wird zukünftig an den Mindestlohn gekoppelt und somit dynamisch sein. Das bedeutet, dass die Grenze automatisch mit jeder Erhöhung des Mindestlohns angepasst wird.

Was macht die Mindestlohnkommission?

Die Mindestlohnkommission ist ein unabhängiges Gremium, das aus Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern besteht. Sie hat die Aufgabe, den gesetzlichen Mindestlohn regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Dabei berücksichtigt sie unter anderem die wirtschaftliche Lage und die Entwicklung der Tariflöhne.

Wie hoch ist der Mindestlohn in anderen Ländern?

Der Mindestlohn variiert je nach Land stark. In einigen Ländern gibt es zum Beispiel keinen gesetzlichen Mindestlohn. Die Lohnuntergrenze beträgt in den Niederlanden 10,34 Euro und in Belgien 9,85 Euro.


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