• Ab 2024 sollen nach Plänen der Bundesregierung möglichst jede neu eingebaute Heizung zum Großteil mit regenerativen Energien betrieben werden.
  • Der Deutsche Städtetag sieht Probleme bei der Umsetzung und fordert Nachbesserungen, vor allem längere Übergangsfristen für den Gebäudebestand.
  • Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy betont die Notwendigkeit von machbaren Fristen, einem Technologiemix beim Heizungstausch und geeigneten Fördermaßnahmen.

Die Bundesregierung plant, ab 2024 jede neu eingebaute Heizung zum Großteil mit regenerativen Energien zu betreiben. Der Deutsche Städtetag sieht jedoch Probleme bei der Umsetzung und fordert Nachbesserungen. Dabei geht es vor allem um zu enge Fristen, fehlende Handwerker und geeignete Heizsysteme.

Städtetag kritisiert Umsetzung der Energiewende im Wärmesektor

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, äußerte sich kürzlich gegenüber der Deutschen Presseagentur zur geplanten Reform des Gebäudeenergiegesetzes, die am Mittwoch im Bundeskabinett behandelt wurde: „Wir wissen, dass wir jetzt die Weichen für die klimaneutrale Wärmeversorgung stellen müssen. Aber die noch so richtigen Ziele laufen ins Leere, wenn Handwerker und geeignete Heizsysteme fehlen, Fristen zu eng sind und Kosten in die Höhe schnellen und damit die Menschen insgesamt überfordert werden.“

Dedy forderte für die Städte machbare Fristen sowie einen Technologiemix beim Heizungstausch. Während Wärmepumpen in Neubauten seiner Meinung nach eine gute Option sind, bereiten ihm vor allem die vielen Millionen Häuser im Bestand Sorgen.

Alte Gebäude als besondere Herausforderung für die Energiewende

Die Energiewende im Wärmesektor stellt insbesondere für ältere Gebäude eine enorme Herausforderung dar. Alte Häuser benötigen oftmals aufwendige Sanierungen, wie zum Beispiel neue Fenster, gedämmte Fassaden und Dächer sowie große Heizflächen im Fußboden oder an den Wänden, um mit regenerativen Energien effizient beheizt werden zu können. Zudem sind erschwingliche Strompreise für viele Verbraucher ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für ein bestimmtes Heizsystem.

Helmut Dedy forderte daher längere Übergangsfristen für den Gebäudebestand: „Da dies in kurzer Zeit nicht überall möglich sei, brauchen wir dringend längere Übergangsfristen für den Gebäudebestand.“ Denn nur so könnten die anspruchsvollen Ziele der Energiewende im Wärmesektor realisiert und zugleich die Menschen nicht finanziell und organisatorisch überfordert werden.

Mögliche Lösungsansätze für eine erfolgreiche Energiewende im Wärmesektor

Um die Forderungen des Deutschen Städtetages umzusetzen und die Energiewende im Wärmesektor erfolgreich zu gestalten, bedarf es einiger Anpassungen und Lösungsansätze:

  • Machbare Fristen: Die Fristen für den Heizungstausch und die Umstellung auf regenerative Energien sollten den Gegebenheiten vor Ort angepasst werden, um den Menschen ausreichend Zeit für die Umsetzung der Maßnahmen zu geben.
  • Technologiemix: Die Förderung eines breiten Technologiemixes ermöglicht es, für jedes Gebäude eine individuell passende Lösung zu finden und auf diese Weise die Energiewende effektiv voranzutreiben. Dabei sollten sowohl bekannte Technologien wie Wärmepumpen und Solarthermie als auch innovative, alternative Heizsysteme Berücksichtigung finden.
  • Qualifizierte Handwerker: Um den steigenden Bedarf an Handwerksleistungen im Bereich der erneuerbaren Energien decken zu können, ist es notwendig, Schulungen und Weiterbildungen für Handwerker anzubieten und gegebenenfalls neue Lehrpläne oder Schulungsmodelle zu erarbeiten.
  • Finanzielle Unterstützung: Eine erfolgreiche Energiewende im Wärmesektor ist auch eine Frage der Finanzierung. Der Staat sollte den Einbau von regenerativen Heizsystemen durch attraktive Förderprogramme unterstützen und den Verbrauchern eine langfristige Kalkulationsgrundlage bieten.

Hintergrundinformationen

Umweltauswirkungen von Heizungssystemen

Dass die Bundesregierung den verstärkten Einsatz regenerativer Energien in der Wärmeversorgung anvisiert, hat einen guten Grund: Laut Umweltbundesamt sind rund 85 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland mit Heizsystemen ausgestattet, die auf fossilen Energieträgern basieren. Diese tragen maßgeblich zum CO2-Ausstoß und – damit auch – zum Klimawandel bei. Der Wechsel zu klimaneutralen Heizungstechnologien kann daher einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Effizienz von Wärmepumpen

Wärmepumpen, die von Helmut Dedy als gute Option für Neubauten bezeichnet wurden, haben aufgrund ihrer hohen Effizienz und der Nutzung von Umweltwärme ein großes Potenzial für die Reduzierung von Emissionen im Wärmesektor. Sie nutzen das Prinzip der Wärmeübertragung von einer Wärmequelle (z. B. Luft, Erdreich oder Grundwasser) zur Erwärmung des Heizungswassers und des Brauchwarmwassers im Gebäude. Dabei verbrauchen sie nur einen Bruchteil der Energie, die sie insgesamt als Wärme bereitstellen – meist in Form von Strom.

Sanierungsquote für Gebäudebestand

Eine wichtige Herausforderung für die Energiewende im Wärmesektor ist die Sanierung von Bestandsgebäuden, um deren Energieeffizienz und damit den Einsatz regenerativer Heizsysteme zu ermöglichen. Aktuell liegt die Sanierungsquote in Deutschland allerdings nur bei etwa einem Prozent pro Jahr – für das Erreichen der Klimaschutzziele müsste sie jedoch mindestens verdoppelt werden. Hier gilt es, die Sanierungsneigung der Hauseigentümer zu erhöhen, beispielsweise durch Fördermaßnahmen oder staatliche Vorgaben für den Heizungstausch.


Fragen & Antworten

  • Was sind die Hauptforderungen des Deutschen Städtetags bezüglich der Energiewende im Wärmesektor?

    Der Deutsche Städtetag fordert machbare Fristen für die Umstellung auf regenerative Energien, einen Technologiemix beim Heizungstausch und längere Übergangsfristen für den Gebäudebestand.

  • Warum sind gerade ältere Gebäude eine Herausforderung für die Energiewende im Wärmesektor?

    Ältere Gebäude benötigen oft umfangreiche Sanierungen, wie neue Fenster, gedämmte Fassaden und Dächer, große Heizflächen und erschwingliche Strompreise, um mit regenerativen Energien effizient beheizt werden zu können.

  • Wie kann die Sanierungsquote im Gebäudebestand erhöht werden?

    Um die Sanierungsquote zu erhöhen, könnten gezielte Fördermaßnahmen, staatliche Vorgaben für den Heizungstausch sowie Schulungen und Weiterbildungen für Handwerker im Bereich erneuerbarer Energien hilfreich sein.


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