Altersarmut in Deutschland – Ursachen, Folgen und Lösungen

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Erfahren Sie mehr über die Ursachen, Folgen und Maßnahmen gegen Altersarmut in Deutschland. Was kann die Politik tun und wie können sich Betroffene schützen?

Altersarmut

Altersarmut ist ein Thema, das immer mehr Menschen in Deutschland betrifft. Die Renten sind oft zu niedrig, um den Lebensunterhalt im Alter zu sichern. Die Gründe dafür sind vielfältig: von der Altersstruktur der Gesellschaft bis hin zu Problemen in der Rentenpolitik. In diesem Artikel werden wir uns mit den Ursachen und Ausmaßen von Altersarmut befassen, die Folgen für Betroffene und die Gesellschaft untersuchen und Maßnahmen aufzeigen, die gegen Altersarmut ergriffen werden können.

Altersarmut – Ursachen und Ausmaß

Was ist Altersarmut?

Altersarmut bedeutet, dass Rentnerinnen und Rentner über zu wenig Einkommen verfügen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie sind auf Sozialleistungen wie die Grundsicherung angewiesen, um ihre Existenz zu sichern. Die Altersarmutsgrenze liegt bei etwa 60% des durchschnittlichen Nettoeinkommens. Menschen, die unter dieser pro Kopf Einkommen Grenze leben, sind von Altersarmut bedroht.

Wie häufig ist Altersarmut in Deutschland?

Die Altersarmut nimmt in Deutschland stetig zu. Im Jahr 2020 waren etwa 2,2 Millionen Menschen von Altersarmut betroffen. Das sind rund 16,8% aller Rentnerinnen und Rentner. Eine Studie vom Bundesseniorenministerium zeigt: Mehr als jeder fünfte Deutsche über 80 Jahren in Deutschland ist von Armut betroffen (Stand 2021). Besonders betroffen sind Frauen, Menschen mit niedrigem Rentenniveau und Alleinstehende. Die Altersarmut trifft zudem immer mehr Menschen, die jahrelang gearbeitet und in die Rentenversicherung eingezahlt haben.

Warum ist die Altersarmut ein zunehmendes Problem?

Die Gründe für die zunehmende Altersarmut sind vielfältig. Eine Ursache ist die Altersstruktur der Gesellschaft sowie die große Arbeitslosigkeit nach der Wende. Da immer weniger Kinder geboren werden, gibt es immer mehr ältere Menschen. Das bedeutet, dass immer mehr Rentnerinnen und Rentner von immer weniger Beitragszahlern finanziert werden müssen. Hinzu kommen Probleme in der Rentenpolitik. Die Rentenbeiträge werden nicht ausreichend angepasst und das Rentenniveau sinkt kontinuierlich. Zudem gibt es eine steigende Zahl von Menschen, die prekär beschäftigt sind und dadurch nur geringe Rentenansprüche erwerben können.

Welche Faktoren begünstigen Altersarmut?

Altersarmut kann durch eine Vielzahl von Faktoren begünstigt werden. Ein wichtiger Faktor ist das sinkende Rentenniveau in Deutschland, das vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung der Menschen entstanden ist. Auch die zunehmende Zahl von Niedriglohnjobs und prekären Beschäftigungsverhältnissen trägt zur Armutsgefährdung im Alter bei. Oftmals haben Betroffene während ihres Arbeitslebens nur geringe Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt oder längere Zeiten der Arbeitslosigkeit oder Krankheit erlebt, was zu geringeren Rentenansprüchen führt. Darüber hinaus kann auch eine unzureichende private Altersvorsorge zu Altersarmut beitragen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die steigende Zahl von Alleinstehenden im Alter, die oft keine Unterstützung durch Partner oder Familie haben. Auch Pflegebedürftigkeit im Alter kann zur Armutsfalle werden, da die Kosten für eine gute Pflege und Betreuung oft hoch sind und nicht vollständig von der gesetzlichen Pflegeversicherung übernommen werden.



Folgen von Altersarmut

Wie wirkt sich Altersarmut auf das Leben der Betroffenen aus?

Altersarmut beeinträchtigt das Leben der betroffenen Rentner erheblich. Immer mehr Menschen sind in ihrer Rente auf Grundsicherung angewiesen, die jedoch nur das Existenzminimum sichert. Das führt dazu, dass die Betroffenen nicht in der Lage sind, ihre Lebenshaltungskosten zu decken und soziale Teilhabe zu finanzieren. Häufig müssen sie auf bestimmte Annehmlichkeiten verzichten, wie beispielsweise Urlaub, Restaurantbesuche oder Kulturveranstaltungen. Auch die Pflegebedürftigkeit im Alter kann zur finanziellen Belastung werden.

Was sind die gesellschaftlichen Folgen von Altersarmut?

Altersarmut hat auch gesellschaftliche Folgen. Ältere Menschen sind aufgrund ihrer finanziellen Situation oft von sozialer Ausgrenzung betroffen und können sich nicht mehr aktiv am öffentlichen Leben beteiligen. Eine weitere Folge ist die Zunahme der gesundheitlichen Belastungen aufgrund des Verzichts auf notwendige medizinische Versorgung. Die Rentner können auch gezwungen sein, sich auf Angehörige oder die Unterstützung von Wohlfahrtsorganisationen zu verlassen, was wiederum die finanzielle Belastung der Gesellschaft erhöht.

Maßnahmen gegen Altersarmut

Was kann die Politik gegen Altersarmut tun?

Die Bekämpfung von Altersarmut ist eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Die Politik muss hierfür geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Menschen im Alter abzusichern. Einer der wichtigsten Ansatzpunkte ist die Rentenpolitik. Eine Erhöhung des Rentenniveaus, insbesondere für Menschen mit niedrigen Einkommen, ist eine Möglichkeit, Altersarmut zu verringern. Die Einführung einer Mindestrente für alle Rentnerinnen und Rentner könnte ebenfalls dazu beitragen, die Armut im Alter zu bekämpfen. Darüber hinaus müssen auch die Rentenversicherung und die Altersvorsorge reformiert werden, um für eine höhere Sicherheit im Alter zu sorgen. Eine bessere Förderung der privaten Vorsorge und der Betriebsrenten könnte hier eine Lösung sein. Eine Reform der Sozialleistungen für Rentner, insbesondere der Grundsicherung, könnte ebenfalls dazu beitragen, Altersarmut zu bekämpfen.

Wie können sich Betroffene vor Altersarmut schützen?

Neben den Maßnahmen der Politik gibt es auch für Rentnerinnen und Rentner Möglichkeiten, sich vor Altersarmut zu schützen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Altersvorsorge. Wer frühzeitig mit dem Sparen beginnt und langfristig in die Altersvorsorge investiert, kann sich ein zusätzliches finanzielles Polster schaffen. Auch eine gezielte Anlagestrategie kann dazu beitragen, das Risiko von Altersarmut zu reduzieren. Darüber hinaus sollten Rentnerinnen und Rentner ihre Ausgaben im Blick behalten und ihre Lebenshaltungskosten senken, wenn dies möglich ist. Eine mögliche Option ist auch die Aufnahme einer Nebentätigkeit, um das eigene Einkommen zu erhöhen.

Welche gesellschaftlichen Veränderungen könnten Altersarmut verringern?

Neben den politischen Maßnahmen und dem individuellen Handeln gibt es auch gesellschaftliche Veränderungen, die zur Verringerung von Altersarmut beitragen könnten. Eine bessere Unterstützung von Familien, insbesondere bei der Kinderbetreuung, könnte dazu beitragen, dass Eltern mehr Zeit haben, um in ihre Altersvorsorge zu investieren. Eine weitere Option ist eine bessere Unterstützung von älteren Menschen, die pflegebedürftig sind. Hier könnte eine höhere Unterstützung dazu beitragen, dass die Kosten für die Pflege nicht die Altersvorsorge aufzehren. Auch eine Änderung der Altersdiskriminierung am Arbeitsmarkt könnte dazu beitragen, dass Menschen im Alter besser abgesichert sind und weniger von Altersarmut betroffen sind.

Altersarmut im Überblick – Fazit

Wie ist die aktuelle Lage in Bezug auf Altersarmut in Deutschland?

Altersarmut ist in Deutschland ein zunehmendes Problem, das immer mehr Menschen betrifft. Laut der Bundesregierung leben derzeit etwa 1,1 Millionen Rentner in Deutschland in Armut. Besonders betroffen sind Frauen, Geringverdiener und Menschen mit Migrationshintergrund. Die Altersarmutsgrenze liegt in Deutschland bei 958 Euro netto im Monat für Alleinstehende und bei 1.613 Euro netto im Monat für Paare. Das Rentenniveau ist in den letzten Jahren gesunken und die Lebenshaltungskosten gestiegen. All dies führt dazu, dass immer mehr Menschen im Alter auf Sozialleistungen wie die Grundsicherung angewiesen sind.

Welche Maßnahmen sollten kurz- und langfristig ergriffen werden, um Altersarmut zu bekämpfen?

Um Altersarmut zu bekämpfen, müssen sowohl kurz- als auch langfristig Maßnahmen ergriffen werden. Kurzfristig könnten Rentenbeiträge und Rentenleistungen erhöht werden, um das Rentenniveau zu stabilisieren. Auch eine Erhöhung der Grundsicherung im Alter und eine Reform des Wohngeldes könnten dazu beitragen, die finanzielle Situation von Rentnern zu verbessern. Langfristig sollten jedoch auch grundlegende Reformen im Rentensystem vorgenommen werden, um die Alterssicherung zu verbessern und die Armutsgefährdung im Alter zu reduzieren. Hierzu könnte beispielsweise eine Stärkung der betrieblichen und privaten Altersvorsorge beitragen. Auch eine höhere Erwerbsbeteiligung älterer Menschen und die Bekämpfung von Altersdiskriminierung könnten dazu beitragen, die Armutsgefährdung im Alter zu reduzieren. Darüber hinaus ist eine bessere Absicherung bei Pflegebedürftigkeit erforderlich. Eine Reform des Rentensystems ist jedoch ein langwieriger Prozess, der politischen Willen und eine breite gesellschaftliche Debatte erfordert.

Häufig gestellte Fragen

Wie hoch ist die monatliche Grundsicherung? 

Für alleinstehende Personen und alleinerziehende Elternteile wurde ein Regelsatz von 399 Euro festgelegt. Wenn es sich um eine Bedarfsgemeinschaft handelt, in der zwei Personen zusammenleben, beträgt der Regelsatz für jede Person 360 Euro.

Wo ist die Armutsgrenze?

Für alleinstehende Personen und alleinerziehende Elternteile wurde ein Regelsatz von 399 Euro festgelegt. Wenn es sich um eine Bedarfsgemeinschaft handelt, in der zwei Personen zusammenleben, beträgt der Regelsatz für jede Person 360 Euro.

Haben Selbstständige Anspruch auf Grundrente?

Ja, auch Selbstständige haben einen Anspruch auf Grundrente bzw. Grundsicherung.


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