Klimaneutrales Heizen in Bayern: Ein teures Unterfangen

Die Energiewende in Bayern geht in eine neue Runde. Ab nächstem Jahr müssen alle neuen Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch wie teuer wird das für den Einzelnen und für Gemeinden und Landkreise? In einem öffentlichen Vortrag äußerte sich der Landrat von Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann, zu den finanziellen und technischen Herausforderungen einer klimaneutralen Heizung in Bayern. Hier sind die wichtigsten Aussagen im Überblick.

Wärmepumpen als teure Heizalternative

Um die Vorgaben der Energiewende umzusetzen, ist der Einsatz von Wärmepumpen eine beliebte Lösung. Jedoch sind Wärmepumpen für viele Haushalte eine sehr teure Alternative, da sie viel Strom benötigen, der aus den Netzen bezogen werden muss. Es ist fraglich, ob die Netzkapazitäten in Zukunft ausreichen werden, besonders wenn sich immer mehr Elektromobile und Wärmepumpen auf dem Markt befinden. Noch gibt es keinen klaren Plan von der Bundesregierung, wie dieses Problem gelöst werden soll oder wer für den Bau von neuen Trafostationen und den Betrieb der Wärmepumpen aufkommen wird.

Der Bayerische Landkreistag unterstützt zwar die Idee der Energiewende, aber betont, dass auch die finanzielle Seite muss geregelt werden. Die Kosten sind für viele Gemeinden und Landkreise ein existenzielles Thema, besonders für ländliche Regionen, die meist nur begrenzte finanzielle Ressourcen haben. 

Weniger als die Hälfte der Häuser in Bayern ist wärmepumpentauglich

Die Vorgabe, dass alle neuen Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es stellt sich die Frage, ob das für jeden Haushalt sinnvoll ist. In über zwei Millionen Häusern in Bayern ist eine Wärmepumpenheizung nicht möglich, ohne dass das Haus für viel Geld saniert werden muss. Für viele Haushalte ist es günstiger, eine neue Erdgasheizung einzubauen und in den nächsten Jahren auf grünen Wasserstoff umzurüsten. 

In vielen Städten, wie zum Beispiel München, sind bereits Häuser mit Erdgas beheizt. Hier muss man den Energieträger Gas im Spiel lassen, anstatt nur auf Strom zu setzen. Eine Umstellung auf grünen Wasserstoff wäre in Zukunft möglich und eine Alternative für viele Haushalte und Stadtwerke.

Strombedarf wird in den nächsten Jahren steigen

Die steigende Nachfrage nach E-Mobilität, Wärmepumpen und Digitalisierung wird in den nächsten zehn Jahren zu einem Anstieg des Strombedarfs führen. Hier ist es wichtig, nicht nur auf den Energieträger Strom zu setzen, sondern auch weitere Energiequellen, wie Gas, zu nutzen.

Insgesamt steht die Energiewende in Bayern vor vielen Herausforderungen, aber auch Chancen. Um eine klimafreundliche Zukunft für Bayern zu gestalten, ist es wichtig, dass die Regierung und Energiebranchen zusammenarbeiten und Lösungen für die finanziellen, technischen und ökologischen Herausforderungen finden. 

Fazit:

Die Energiewende in Bayern erfordert ein Umdenken in der Art und Weise, wie wir heizen und Energie nutzen. Wärmepumpen sind eine teure Option für viele Haushalte und deshalb muss man individuelle Lösungen finden, die zur finanziellen Lage und den Bedürfnissen der Haushalte passen. Die Umstellung auf grünen Wasserstoff und die Erhaltung des Energieträgers Gas sind wichtige Schritte in Richtung einer klimafreundlichen Energieversorgung in Bayern. Die Entwicklung und Umsetzung von innovativen Lösungen ist entscheidend, um die Energiewende in Bayern erfolgreich zu gestalten.


Hintergrundinformationen

Wärmepumpen

Eine Wärmepumpe ist eine energieeffiziente Heizungsanlage, die Umgebungswärme aus der Luft, dem Boden oder Grundwasser nutzt, um das Haus zu heizen. Im Vergleich zu herkömmlichen Heizungsanlagen mit fossilen Brennstoffen, wie Gas oder Öl, benötigt eine Wärmepumpe wenig Strom, um viel Wärme zu erzeugen. Die Installation einer Wärmepumpe ist jedoch teuer, da sie speziell an die individuelle Anforderung des Hauses angepasst werden muss und oft auch Umbauarbeiten im Haus erfordert.

Erdgas

In Bayern ist Erdgas der meistgenutzte Energieträger für Heizungen. Erdgas ist ein fossiler Brennstoff, der aus unterirdischen Erdgaslagerstätten gewonnen wird. Im Vergleich zu anderen fossilen Brennstoffen, wie Kohle oder Öl, setzt die Verbrennung von Erdgas weniger CO2 aus. Erdgas kann auch als Übergangslösung auf dem Weg zu erneuerbaren Energien dienen, da es technisch schon jetzt möglich ist, Erdgas durch green Gas, zum Beispiel durch Biogas oder synthetischer Methan aus erneuerbaren Energien, zu ersetzen.

Grüner Wasserstoff

Wasserstoff (H2) ist ein potenzieller Energieträger, der künftig eine wichtige Rolle im Rahmen der Energiewende spielen könnte. Grundsätzlich ist Wasserstoff ein sauberer Brennstoff, weil bei der Umwandlung in Energie nur Wasserdampf und Sauerstoff freigesetzt werden. Derzeit wird Wasserstoff hauptsächlich aus fossilen Quellen hergestellt, wodurch bei der Produktion CO2 freigesetzt wird. Im Rahmen der Energiewende soll Wasserstoff künftig jedoch speziell aus erneuerbaren Quellen, wie Wind-, Solar-, oder Wasserkraft produziert werden. Der produzierte grüne Wasserstoff könnte dann als Energieträger in vielen Bereichen, wie zum Beispiel der Mobilität oder Heizung, verwendet werden.


Fragen & Antworten

  • Was ist eine Wärmepumpe?

    Eine Wärmepumpe ist eine Heizungsanlage, die Umgebungswärme aus der Luft, dem Boden oder Grundwasser nutzt, um ein Gebäude zu heizen. Im Vergleich zu herkömmlichen Heizungsanlagen mit fossilen Brennstoffen, wie Öl oder Gas, ist die Verwendung einer Wärmepumpe energieeffizienter und umweltfreundlicher.

  • Was ist grüner Wasserstoff?

    Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Quellen wie Wind-, Solar- oder Wasserkraft produziert. Im Vergleich zu Wasserstoff, der aus fossilen Quellen hergestellt wird, wird bei der Produktion von grünem Wasserstoff kein CO2 freigesetzt. Grüner Wasserstoff kann als sauberer Energieträger in verschiedenen Bereichen, wie der Mobilität oder Heizung, eingesetzt werden.

  • Was sind die Vorteile einer Erdgasheizung?

    Erdgas ist ein fossiler Brennstoff, der weniger CO2 ausstößt als Kohle oder Öl. Erdgas kann auch als Übergangslösung auf dem Weg zu erneuerbaren Energien dienen, da es bereits möglich ist, Erdgas durch green Gas, zum Beispiel durch Biogas oder synthetischer Methan aus erneuerbaren Energien, zu ersetzen. Eine Erdgasheizung ist in der Anschaffung oft günstiger als eine Wärmepumpe und erfordert weniger Umbauarbeiten im Haus.


Klimaneutrales Heizen in Bayern: Wie teuer wird es?


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