So hoch ist der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland aktuell

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Hier erfahren Sie alles rund um Gasspeicher in Deutschland: Der aktuelle Füllstand, wo sie sich befinden und wie lange die Reserven noch reichen werden.

gasspeicher
  • Obwohl kein Gas mehr aus Russland kommt, füllen sich Deutschlands Gasspeicher.
  • In Deutschland gibt es ca. 40 Gasspeicher – Standorte.
  • Der Jahresverbrauch bei Erdgas steigt in Deutschland kontinuierlich.

Deutschland ist ein gasabhängiges Land. Es importiert Gas aus den Nachbarländern und verfügt außerdem über Gasspeicher, die zu einer stabilen Gasversorgung beitragen. Obwohl kein Gas mehr aus Russland kommt, da Nord Stream 1 und Nord Stream 2 abgeschaltet wurden, füllen sich Deutschlands Gasspeicher. Hier bekommen Sie einen Überblick über die aktuelle Lage und Daten der Bundesnetzagentur: Sie erfahren woher Deutschland sein Gas bezieht, wo die Gasspeicher stehen, wie hoch der Füllstand der Gasspeicher ist und zeigen anhand von Grafiken wie er sich voraussichtlich entwickeln wird.

Inhaltsverzeichnis

Aktueller Füllstand der Gasspeicher: Wie hoch ist der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland? Aktuelle Lage und Daten

Gasspeicher wurde schon vor der Energiekrise eine wichtige Rolle zuteil. Sie dienten als Puffer, um Schwankungen beim Gasverbrauch in Deutschland auszugleichen und so Versorgungssicherheit während der Heizperiode sicherzustellen. Deutschland verfügt über die größte Erdgasspeicherkapazität Europas. Gas wird vorrangig in sogenannten Untertagspeichern gelagert. Diese liegen rund 2.000 Meter tief im Erdreich. In Deutschland gibt es 47 Untertagspeicher, die 24,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas (= 230 Milliarden Kilowattstunden) lagern können. Aktuell liegt der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland bei  80,93 Prozent (Stand: 31.01.2023; Quelle: Statistisches Bundesamt).

Das von Speicheranlagenbetreibern angegebene Arbeitsgasvolumen einer Anlage gibt die Speicherkapazitäten an. Dieses Arbeitsgasvolumen entspricht nicht immer den physikalischen Möglichkeiten, weshalb einige Speicher auch über einen Füllstand von 100 Prozent hinaus, Gas speichern können.

Die nachfolgende Grafik zeigt den aktuellen Füllstand der deutschen Erdgaslagerstätten. 

Wie lange hat Deutschland noch Gas?

Am 1. Februar 2023 sollen die Speicher immer noch zu 40 Prozent gefüllt sein.

Wenn Deutschland seinen gesamten Gasverbrauch auf Reserven umstellen würde, würden diese für schätzungsweise 65 Tage reichen – vorausgesetzt, der Verbrauch bleibt konstant. Für wie viele Tage ein voller Gasspeicher reicht, ist von einer Reihe von Aspekten abhängig. Dazu zählen zum Beispiel das Wetter bzw. Außentemperaturen und Energiespaßnahmen durch Privathaushalte, Gewerbe und Industrie. Ist der Verbrauch jenem der Vorjahre ähnlich, so geht die Bundesnetzagentur davon aus, dass volle Gasspeicher Gas für zwei kalte Wintermonate speichern.

Wo sind die Gasspeicher in Deutschland?

In Deutschland gibt es 40 Erdgasspeicher, die oft in der Nähe von Regionen mit einer hohen Dichte an Verbrauchern oder in der Nähe wichtiger Knotenpunkte und Grenzen des deutschen Fernleitungsnetzes liegen. Zu den fünf größten zählen:

  1. Der Gasspeicher Eckerwerke: Er befindet sich in Niedersachsen und wird von der EWE Gasspeicher GmbH, einer Tochtergesellschaft des Energieunternehmens EWE AG, betrieben. Er hat eine Betriebskapazität von 562 Millionen Kubikmetern (Mm3) Gas.
  2. Der Gasspeicher in Rehden: Er liegt in Niedersachsen und wird von der RWE Dea Storage GmbH betrieben. Er hat eine Kapazität von 645 Mio. m3 Gas und ist an das Gasleitungssystem „Mitteleuropäische Gasverbund“ (MEG) angeschlossen. Er ist der größte Erdgasspeicher in Deutschland nach Arbeitsgas-Kapazität.
  3. Der Gasspeicher in Emden: Er befindet sich in Niedersachsen und wird von der Wintershall Dea GmbH, einer Tochtergesellschaft des Gasunternehmens BASF, betrieben. Er hat eine Betriebskapazität von rund 490 Millionen Kubikmetern Gas und ist an die Gasleitungen von RWE und EWE angeschlossen.
  4. Der Gasspeicher in Hüllhorst: Er befindet sich in Nordrhein-Westfalen und wird von der Energiekontor AG, einem Gasunternehmen, betrieben. Er hat eine Betriebskapazität von rund 250 Millionen Kubikmetern Gas und ist an die Gaspipelines von RWE und Wintershall angeschlossen.
  5. Der Gasspeicher in Orvieto: Er befindet sich in Baden-Württemberg und wird von der GASCADE Gastransport GmbH betrieben, einem Gastransportunternehmen. Er hat eine Betriebskapazität von rund 330 Millionen Kubikmetern Gas.

Diese Gasspeicher in Deutschland sind alle an die Gasleitungsnetze angeschlossen und sorgen bei Bedarf für eine zuverlässige Versorgung mit Gas. Sie tragen erheblich zur Sicherheit der Gasversorgung in der Region bei und helfen dabei, eine stabile Energieversorgung auch während der Nachfragespitzen zu gewährleisten.


Wie funktioniert ein Gasspeicher?

Gasspeicher sind unterirdische Gasspeicher, die Gas für einen Zeitraum von mehreren Tagen bis zu Monaten speichern. Diese Gasspeicher sind mit Gaspipelines verbunden, so dass das Gas bei Bedarf hinein- und hinausfließen kann. Das Gas wird mit hohem Druck in den Gasspeicher gepresst und in einem unterirdischen Reservoir gespeichert. Wenn das Gas benötigt wird, kann es aus dem Gasspeicher entnommen und über Gasleitungen direkt zu den Verbrauchern geleitet werden.

Aus welchen Ländern importiert Deutschland Gas? Gasversorgung

Mit einem Anteil von 21,6 Prozent spielt Erdgas im deutschen Energiemix eine wesentliche Rolle. Der Großteil davon stammt mit rund 95 Prozent aus dem Ausland. Bis Anfang beziehungsweise Mitte 2020 stammen Erdgaslieferungen vorrangig aus Russland. Seit Beginn der Krise hat sich dies verändert. Die Gaslieferungen aus Russland mithilfe der Nord Stream 1 wurden zunächst aufgrund technischer Probleme gedrosselt, im Weiteren aufgrund routinemäßiger Wartungen erneut reduziert und im September 2022 komplett eingestellt. Nord Stream 1 und die nie in Betrieb genommene Nord Stream 2 wurden unlängst aufgrund von Anschlägen erneut in den Medien thematisiert. 

Wie hoch ist der Gasverbrauch in Deutschland?

Der Jahresverbrauch bei Erdgas steigt in Deutschland kontinuierlich. 2021 lag dieser bei rund 90,5 Milliarden Kubikmeter. Während die Speicher im November 2022 nahezu voll sind, muss Deutschland dennoch Gas sparen. Dabei müsste – unter der Annahme, dass Anfang 2023 die ersten LNG-Terminals in Betrieb gehen und weniger Gas als bisher im Winter exportiert wird – der Verbrauch um mindestens 20 Prozent gesenkt werden, damit es zu keiner Gasmangellage kommt. Kommt es zur Gasmangellage, kann die Bundesregierung die Notfallstufe des „Notfallplans Gas“ ausrufen. Robert Habeck hat im Juni die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. In einem solchen Szenario würde die Bundesnetzagentur in den Markt eingreifen und die knappen Gasmengen verteilen. Sogenannte „geschützte Kunden“ (z. B. Haushalte, Bildungseinrichtungen, Sozialeinrichtungen, systemrelevante Arbeitsgruppen) würden dann den Vorzug erhalten.

Häufig gestellte Fragen

Was passiert, wenn Russland kein Gas mehr liefert?

Im Falle einer Gasknappheit durch die Einstellung der Gaslieferungen durch Russland hat Deutschland eine Reihe von Möglichkeiten, Gas zu sichern. Deutschland ist an Gaspipelines in vielen Ländern angeschlossen und verfügt außerdem über große Gasspeicher, die kurzfristig zusätzliche Sicherheit bieten können. Außerdem importiert das Land Flüssigerdgas (LNG) aus Norwegen.

Woher bezieht die Ukraine ihr Gas?

Seit Ende 2015 kauft die Ukraine ihr Gas nicht mehr direkt von Russland, sondern bezieht es im Gegenstromverfahren hauptsächlich aus der Slowakei, Ungarn und Polen.

Wem gehören deutsche Gasspeicher?

Die Gasspeicher in Deutschland befinden sich hauptsächlich im Besitz privater Unternehmen und werden von diesen betrieben. Zu den größten Gasspeicherbetreibern in Deutschland gehören Uniper, Wintershall Dea, VNG, E.ON und Gazprom. Jeder Gasspeicher ist auch an die Gaspipelines der europäischen Gasversorgungsnetze angeschlossen.

Was sind LNG-Terminals?

LNG-Terminals sind spezielle Anlagen, die es ermöglichen, flüssiges Erdgas (LNG) zu produzieren und zu lagern. LNG-Terminals ermöglichen es Unternehmen, Erdgas von verschiedenen Quellen direkt an ihren Endverbrauchern zu liefern und den Bau von Pipeline-Netzen sowie Umweltverschmutzung durch den Transport von Gas über Straßen und Schienen zu vermeiden.


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