Zum 1. Oktober 2022 wurde der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro pro Stunde angehoben. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert nun eine weitere Erhöhung zum nächsten Jahreswechsel.

Sozialverband fordert Anhebung des Mindestlohns um 14,13 Euro

Der gesetzliche Mindestlohn wurde zum 1. Oktober 2022 auf 12 Euro pro Stunde erhöht, doch der Sozialverband Deutschland fordert nun eine weitere Erhöhung zum nächsten Jahreswechsel. Die Vorsitzenden des Verbandes begründen ihre Forderung mit der hohen Inflation, die insbesondere Menschen mit geringerem Einkommen schwer trifft. Michaela Engelmayr, die SOVD-Vorstandsvorsitzende, plädiert dafür, dass die Inflation stärker ausgeglichen werden muss. In diesem Zusammenhang fordert sie eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 14,13 Euro pro Stunde.

Die Forderung des Verbandes stößt auf Zustimmung bei verschiedenen Experten. Marcel Fratscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, betont, dass es insbesondere bei Menschen mit geringerem Einkommen zu Entlastungen kommen müsse. Eine Möglichkeit hierzu sei eine gezielte Senkung der Mehrwertsteuer. Allerdings plädiert er auch dafür, über eine weitere Anhebung des Mindestlohns nachzudenken, um den negativen Auswirkungen der Inflation entgegenzuwirken.

Herausforderungen für überschuldete Haushalte

Die Inflation und mögliche Entlastungen betreffen nicht nur Menschen mit geringem Einkommen, sondern auch überschuldete Haushalte. Die SPD-Fraktion zeigt sich diesbezüglich offen für große Stellschrauben insbesondere bei Löhnen und Steuergerechtigkeit. Nach Verena Hubertz, der SPD-Fraktionsvize, funktioniert etwas nicht bei der Verteilung, wenn fast jeder zehnte Haushalt in einem der reichsten Länder überschuldet sei.

Die Überschuldung von privaten Haushalten hat in Deutschland in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2020 insgesamt 6,9 Millionen Haushalte von Überschuldung betroffen. Insbesondere Alleinerziehende und Mehrpersonenhaushalte sind von Überschuldung betroffen.

Fazit

Die Forderung des Sozialverbandes Deutschland nach einer weiteren Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 14,13 Euro stößt auf Unterstützung bei verschiedenen Experten. Insbesondere im Kontext der Inflation, die insbesondere Menschen mit geringerem Einkommen belastet, wird eine Anhebung des Mindestlohns als notwendig erachtet. Aber auch überschuldete Haushalte benötigen Entlastungen, die insbesondere durch eine gerechtere Verteilung von Löhnen und Steuern erreicht werden könnten.


Hintergrundinformationen

Mindestlohn

Der deutsche Mindestlohn wurde erstmals am 1. Januar 2015 eingeführt und beträgt seit dem 1. Oktober 2022 12 Euro pro Stunde. Der Mindestlohn soll als Kompensation für Arbeitnehmer ohne Tarifvertrag dienen und eine untere Grenze für Löhne setzen. Die Höhe des Mindestlohns wird von einer Kommission bestimmt, die aus Vertreterinnen und Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern besteht.

Inflation

Inflation bedeutet eine allgemeine Erhöhung des Preisniveaus von Gütern. Eine Währung verliert damit an Kaufkraft. Die Inflation kann durch eine Erhöhung der Geldmenge in Umlauf, Veränderungen der Zinssätze, Änderungen von Steuern oder Preissteigerungen von Rohstoffen und Waren verursacht werden. Eine hohe Inflation kann zu sozialen Ungleichheiten führen, da insbesondere Menschen mit geringem Einkommen von höheren Preisen betroffen sind.

Überschuldete Haushalte

Eine Überschuldung kann entstehen durch Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung oder andere private Schicksalsschläge. Aber auch unangemessenes Konsumverhalten und hohe Kreditraten können dazu führen. Im Jahr 2020 waren fast sieben Millionen Haushalte in Deutschland überschuldet, Tendenz steigend. Die Folgen sind häufig langfristige finanzielle Schwierigkeiten und soziale Isolation. Überschuldung kann damit zu einem Teufelskreis werden, aus dem man nur schwer wieder herauskommt.


Fragen & Antworten

Was ist der gesetzliche Mindestlohn?

Der gesetzliche Mindestlohn ist die untere Grenze, die ein Arbeitgeber in Deutschland seinen Angestellten zahlen muss. Er soll Arbeitnehmer ohne Tarifvertrag vor unangemessen niedrigen Löhnen schützen und eine gewisse Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt schaffen. Die Höhe des Mindestlohns wird von einer Kommission festgelegt, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammensetzt.

Wie wird die Inflation berechnet?

Die Inflation beschreibt die steigenden Preise für Güter und Dienstleistungen. Die deutsche Inflationsrate wird vom Statistischen Bundesamt ermittelt und durch den Verbraucherpreisindex (VPI) dargestellt. Dieser Index gibt an, wie sich die Preise für eine Auswahl an Produkten und Dienstleistungen verändert haben. Der VPI setzt ein Warenkorb-System ein, indem er die Preise von Waren und Dienstleistungen erfasst, die ein durchschnittlicher Verbraucher regelmäßig kauft.

Wie kann man Überschuldung vermeiden?

Um einer Überschuldung vorzubeugen, ist es empfehlenswert, Ausgaben und Einnahmen immer im Blick zu haben. Ein Haushaltsbuch kann hierbei helfen, indem man alle Ausgaben notiert und überprüft, für welche Dinge man wie viel Geld ausgibt. Eine grundsätzlich sparsame Lebensweise, ein angemessenes Konsumverhalten und der Abschluss von notwendigen Versicherungen sind weitere Möglichkeiten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Personen, die bereits überschuldet sind, sollten sich umgehend professionelle Unterstützung holen, z.B. bei einer Schuldnerberatungsstelle.


Auf 14,13 Euro: Sozialverband fordert Anhebung des Mindestlohns